Zwei Engagierte, ein Ziel

Portrait von Elisabeth Beck und Roger Rubli, Freiwillige im Treuhanddienst von Pro Senectute Kanton Zürich
Elisabeth Beck und Roger Rubli

Elisabeth Beck ist ehemalige Kinderkrankenschwester und seit 15 Monaten stolze Grossmutter. Roger Rubli liess sich nach 44 Jahren Banktätigkeit vor zwei Jahren frühpensionieren . Sie ist 74, er 62. So unterschiedlich die beiden auf den ersten Blick scheinen, sie haben dasselbe Ziel vor Augen: Menschen helfen, die ihre Unterstützung brauchen.

 

«Ich weiss, dass ich privilegiert bin», sagt Roger Rubli, «ich konnte mein Ziel, mit 60 in Rente zu gehen in die Tat umsetzen, ich kann mein Leben selber bestimmen und es fehlt mir an nichts.» Diese Unabhängigkeit wolle er nutzen und mindestens einen Teil seiner freien Zeit dafür einsetzen, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Seit Anfang 2021 engagiert sich Roger Rubli freiwillig im Treuhanddienst von Pro Senectute Kanton Zürich, kürzlich hat er sein zweites Mandat übernommen. Für ihn sei das Engagement im Treuhanddienst ideal, weil er seine Einsätze selbstständig und flexibel planen könne. «Ich wollte nichts, bei dem ich mich für einen festen Tag verpflichten müsste», erklärt er. So kann der leidenschaftliche Velofahrer auch gut seinem Hobby und seinen beiden weiteren Engagements als Präsident der ZKB Sektion Radsport und Kassier im Gewerbeverein Dübendorf nachgehen. Ausserdem seien spontane Verabredungen mit Freunden möglich und es bleibe noch genügend Zeit, sich um die Familie zu kümmern. «Einmal pro Woche besuche ich meine Eltern. Meine Mutter macht jeweils eine Pendenzenliste ‘Roger fragen’, die wir dann gemeinsam durchgehen», berichtet Roger Rubli mit einem Schmunzeln.

Treuhanddienst, Beiständin und Grossmami

Zeit für die Familie, auch ein passendes Stichwort für Elisabeth Beck. 2003 trat sie nach langjährigem Engagement aus der Kirchenpflege zurück. «Ich wollte etwas Neues suchen, das auch gut mit der Familie vereinbar war», berichtet sie. Privat habe sie schon längere Zeit eine alte Bekannte in administrativen Angelegenheiten unterstützt. Dazu kam es eher durch Zufall, wie sie erzählt: «Sie war Personalschwester des Spitals, wo ich meine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester machte. Kurz nach Start meiner Ausbildung wurde sie aber pensioniert. Sie hatte Jahrgang 1903. In den 80ern bin ich dann nach Witikon gezogen und habe sie hier zufällig wieder getroffen. Ich habe sie ab und zu zum Essen zu uns eingeladen oder besucht. So hat dann irgendwann eins zum andern geführt und ich habe sie in verschiedensten Bereichen unterstützt.» Es habe ihr gut gefallen, jemandem administrativ unter die Arme zu greifen, «auf privater Basis wollte ich das aber nicht nochmal machen», meint Elisabeth Beck weiter. Das Engagement im Treuhanddienst sei deshalb genau das Richtige für sie gewesen. «Ich bin froh, dass ich mich bei Fragen an das erfahrene Team von Pro Senectute Kanton Zürich wenden kann», sagt sie.

Anfang 2022 feierte Elisabeth Beck ihr 15-jähriges Jubiläum im Treuhanddienst. Fast genauso lange ist sie zudem als private Beiständin bei der KESB der Stadt Zürich engagiert. Und seit rund 15 Monaten ist sie stolzes Grossmami. «Ich betreue also eine Altersspannweite von fast 100 Jahren», erzählt sie lachend.

Den Menschen im Zentrum

Die Wege, die Elisabeth Beck und Roger Rubli zum Treuhanddienst-Engagement geführt haben, könnten unterschiedlicher kaum sein. Gemeinsam ist aber ihre Motivation. «Das Leben wird immer komplizierter und diese Menschen könnten es schlichtweg nicht mehr alleine stemmen», erklärt Elisabet Beck. Sie berichtet von einem Erstbesuch, bei dem sie einen «Berg an Bettelbriefen» antraf und von der Herausforderung, das Vertrauen einer dementen Heimbewohnerin zu gewinnen, die selber sagte «es läuft doch alles.» Bei Letzterer ist sie Stapel für Stapel angegangen und konnte für sie letztlich über 20’000 Franken von der Krankenkasse zurückfordern. «Es ist schön, dass wir helfen können und dadurch auch selber neue schöne Kontakte knüpfen», sagt sie.

Roger Rubli unterstützt seit einem Jahr ein chilenisches Ehepaar. «Sie sprechen nicht so gut Deutsch, aber mit meinen paar Brocken Spanisch und teils mit Hilfe ihrer Tochter schlagen wir uns gut», erzählt er. Auch er hat die Erfahrung gemacht, dass es anfangs etwas Zeit braucht, das Vertrauen der Mandanten zu gewinnen. So erfuhr er erst nach einer Weile von älteren noch offenen Kreditkartenrechnungen. «Das Problem war aber schnell aus der Welt geschafft und seither ist der Austausch sehr offen und unkompliziert», berichtet Roger Rubli. Alles, was das Ehepaar nicht selber erledigen kann, senden sie nun jeweils periodisch mit vorfrankierten Couverts an ihn. «Für sie ist es damit erledigt, weil sie wissen, dass ich mich darum kümmere», erklärt der engagierte Pensionär weiter. Bei seinen monatlichen Besuchen wird dann über dies und das gesprochen und gemeinsam Kaffee getrunken. «Ich finde es schön, einfach jemandem etwas Gutes zu tun, ohne Zeitdruck, Budgetziele und Profit im Hinterkopf zu haben», sagt Roger Rubli, «Der Mensch steht zu 100% im Zentrum. Die Dankbarkeit, die zurückkommt, ist kaum in Worte zu fassen.»

 

Mehr zum Engagement im Treuhanddienst unter: pszh.ch/freiwillig/thd