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«Die Bewegungsfreude der Kinder ist ansteckend»

Gespräch mit dem Sportwissenschaftler Lukas Zahner

Die Stiftung Hopp-la bringt Kinder mit älteren Menschen zusammen – zum Beispiel beim Tanzen und Turnen. Mit welchem Erfolg? Gespräch mit dem Sportwissenschaftler Lukas Zahner.

Interview: Vanessa Simili

Herr Zahner, Sie sind ein Experte in der intergenerativen Bewegungsförderung. Wie kommt das?
Ich habe Sportwissenschaften und Biologie studiert. Meine Dissertation habe ich im Bereich der körperlichen Leistungsfähigkeit älterer Menschen gemacht, die Habilitation hingegen im Bereich der Bewegungsförderung bei Kindern. So habe ich beide Bereiche forschungsmässig verfolgt.

Und dann?
Über 30 Jahre habe ich am Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit der Universität Basel gearbeitet und geforscht, viele Jahre davon als Lehrstuhlinhaber. Ich habe den Fachbereich Bewegungs- und Trainingswissenschaft aufgebaut, vor allem mit dem Forschungsschwerpunkt Kinder. Wir haben die erste grosse Kinder- und Jugendsport-Studie (KISS) in der Schweiz durchgeführt, die auch international grosse Beachtung fand. Zudem haben wir im Bereich der Kraftförderung und Sturzprävention bei älteren Menschen geforscht.

Lukas Zahner hat über 30 Jahre lang das Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit der Universität Basel mitgeprägt.

Wann kam das Personal Health Coaching?
Das war gegen Ende meiner Professur an der Uni Basel. Durch Verhaltensänderungen hinsichtlich Bewegung, Ernährung und der mentalen Gesundheit können im Bereich der nicht übertragbaren Krankheiten (etwa Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme, Bluthochdruck, Übergewicht) eindrückliche Verbesserungen der Gesundheit erreicht werden. Wir haben nachgewiesen, dass, wenn jemand über eine gewisse Zeit persönlich gecoacht wird, tatsächlich nachhaltige Verhaltensänderungen erfolgen. Langfristig können so enorme Gesundheitskosten eingespart werden. Das wollte ich verbreiten.

Und daraufhin haben Sie «SalutaCoach» gegründet?
Ja, das Unternehmen für persönliches Gesundheitscoaching ist 2019 aus meiner universitären Forschung heraus entstanden. Ich gründete es mit dem persönlichen Ehrgeiz, Forschung in die Praxis umzusetzen. An der Uni Basel konnten wir anhand einer Studie zeigen, dass es möglich ist, Bewegungsmuffel in Bewegung zu bringen. Wir hatten es geschafft, dass Bewegungsinaktive nach sechs Monaten Telefoncoaching sich durchschnittlich 40 Minuten pro Tag bewegten. Und das für uns Überraschende: 90 Prozent jener Menschen, die mit uns zu trainieren begonnen hatten, waren nach einem halben Jahr immer noch dabei.

Was war der Erfolgsschlüssel?
Primär die persönliche Betreuungssituation.

Warum funktioniert das?
Gute Studien zeigen, je persönlicher die Coachingsituation gestaltet werden kann, desto nachhaltiger der Erfolg. Das scheint tatsächlich in allen Bereichen zu funktionieren, nicht nur im Sport. Wir müssen uns eingestehen, dass persönliche Lebensumstände berücksichtigt werden müssen, wenn wir Verhalten ändern wollen. Wir können nicht nur Zettel und Ratschläge abgeben.

Sondern?
Stress, Schlaf, Ernährung – das ist alles sehr individuell. Die starke Individualisierung ist es, die schliesslich zum Erfolg führt. Und Ziele setzen, das ist ebenfalls wichtig. Auch das Barrieremanagement, das heisst die Ursachen handhaben, die zum Hindernis werden. Es ist ratsam, einen sozialen Kontext zu schaffen, der einem Freude bereitet. Hausärztinnen und Hausärzte haben oft für eine solch individuelle Beratung keine Zeit und vor allem sind sie nicht entsprechend ausgebildet. Deshalb wollen wir sie zukünftig unterstützen.

Sie sind als Gründer und Stiftungsratspräsident auch bei Hopp-la tätig. Worum geht es dort?
Meine beiden Forschungsbereiche Kinder und ältere Menschen finden in Hopp-la zusammen. Es geht darum, die intergenerative Bewegungs- und Gesundheitsförderung breit in der Gesellschaft zu verankern. Wir haben beispielsweise mit einem Partner zusammen Spielgeräte entwickelt für eine intergenerative Gestaltung öffentlicher Plätze.

Worin besteht das Angebot der Stiftung?
Einerseits bieten wir Beratungen an für Gemeinden, Firmen und Schulen, anderseits unterstützen wir auch ganz tatkräftig. Etwa bei der Konzeption von Bewegungs- und Begegnungszonen. Die Unterstützung kann sogar finanzieller Natur sein, etwa bei finanzschwachen Gemeinden.

Woher stammt das Geld für diese Unterstützungsbeiträge?
Wir konnten glücklicherweise von Anfang an auf Gönnerschaften zählen. Nach zehn Jahren gehen einige davon nun zu Ende und wir hoffen auf neue Gönnerinnen und Gönner, um diese wertvollen Unterstützungsbeiträge zugunsten der Allgemeinheit auch zukünftig leisten zu können.

«Wenn Kinder dabei sind, passieren zehn Kniebeugen spielend.»

Warum ist diese intergenerative Bewegungsförderung denn wichtig?
Weil alle davon profitieren, nicht nur die Seniorinnen und Senioren, sondern auch die Kinder. Auch das haben wir im Rahmen einer Dissertation untersucht. Wir wollten wissen, ob man Vorteile oder Nachteile feststellen kann, wenn man in Bezug auf die Bewegungsförderung die Kinder einer intergenerativen Gruppe mit einer Peergroup vergleicht, die unter sich bleibt. Dabei ist klar hervorgegangen, dass die intergenerative Gruppe am meisten profitiert.

Was genau ist der Gewinn für die Seniorinnen und Senioren?
Als wir von der Uni Basel aus eine Altersresidenz und einen Kinderhort einmal pro Woche zusammenbrachten, konnten wir viele schöne Erfahrungen machen. Im Vordergrund standen die Begegnungen. Die Bewegungsfreude der Kinder aber wirkte sehr ansteckend. Ältere Menschen, die zum Beispiel bei einem Tanznachmittag «nur zuschauen» wollten, tanzten plötzlich mit. Wenn ich einem älteren Menschen sage, mach dies, mach jenes, ist das für ihn oft langweilig. Wenn Kinder dabei sind, passieren zehn Kniebeugen spielend.

«Wie können wir ältere Menschen dazu bringen, sich genügend zu bewegen? Mit Aktivitäten, die Freude bereiten.»

Inwiefern profitieren auch die Kinder?
Ein intergenerativer Ansatz fördert die Sprachentwicklung, das gegenseitige Verständnis und, nicht zu unterschätzen, die sozialen Kompetenzen. Das wiederum beeinflusst die emotionale und psychische Gesundheit positiv. Doch auch was die Bewegungsförderung anbelangt, besteht Bedarf.

Was heisst das?
Generell kann man sagen: Viele Kinder haben zu wenig Bewegung. Mit Folgen wie Übergewicht, Konzentrationsschwierigkeiten und so weiter. Die körperliche, aber auch kognitive Entwicklung eines Kindes ist abhängig von der Bewegungsaktivität. Alle Organsysteme profitieren von genügend Bewegung. Zu wenig Bewegung beeinflusst die Knochenentwicklung negativ. Osteoporose im Alter ist ein Folgeproblem.

Gibt es Bereiche, in denen beide Gruppen gleichermassen profitieren?
Durchaus. Zum Beispiel bei Übungen für Kraft und Gleichgewicht. Das kommt beiden zugute. Es sind die wichtigsten Faktoren der Sturzprävention. Um Stürze einzuschränken, braucht es ein Minimum an Kraft und Gleichgewichtsfähigkeit. Dafür muss man etwas tun. Hier ist die Frage: Wie können wir ältere Menschen dazubringen, sich genügend zu bewegen?

Wie gelingt das?
Mit Aktivitäten, die Freude bereiten. Ich persönlich habe einen Hund. Durch die Freundschaft mit dem Tier gelingt es mir, dass ich mich zwei- bis dreimal täglich draussen bewege. Es kann aber auch ein Museumsbesuch sein oder ein regelmässiges Treffen mit Freunden und selbstverständlich auch die Verbindung mit Kindern.

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